Die Sammlung
Als ich 1980 mit einem von mir hoch geschätzten Geschäftsfreund in Toronto war, erwarb dieser an einem Samstagvormittag zwei nichtssagende Kunstwerke im Gesamtwert von 45.000 DM. Das war damals so viel Geld, dass ich lange brauchte, um es zu begreifen, verstanden hatte ich es damals gewiss nicht.
Es hat in mir gearbeitet!
1982 kaufte ich das erste Originalkunstwerk, ein Brushstroke des indonesischen Künstlers Teguh Ostenrik. Meine Familie und Freunde haben damals ebenso verständnislos reagiert, wie ich seinerzeit in Toronto. Jedoch: Das war der Beginn der Sammlung.
1984 erwarb ich in Berlin-Zehlendorf die ersten drei konkreten Arbeiten. Frank Badur erklärte mir dabei, wie viel verschiedene Schwarz es gibt! Und ich erinnere mich, wie mich sein behutsamer Umgang mit den Arbeiten, als er sie mir in den Kofferraum legte, beeindruckt hat.
Das Sammeln war lange Zeit unkoordiniert. Stimmungen, Sympathien und Launen bestimmten meine Entscheidungen. Bis zu dem Zeitpunkt da Peter Raue einmal bemerkte, er hätte keine Sammlung sondern ein Konglomerat von Kunstwerken!
Da fiel es mir wie Schuppen von den Augen: Was »Sammlung« genannt werden will, benötigt ein Konzept! Von nun an gab es keine Spontankäufe mehr. Das Konzept hieß: Konkrete Kunst, Minimalismus, Konzeptkunst, Zero. Später kam Kinetik, Op-Art und Lichtkunst hinzu, schließlich habe ich mich beruflich 30 Jahre mit Beleuchtung beschäftigt. Die Konzeptkunst schied als erstes wieder aus. Sie ist nicht nachhaltig. Wen würden in 100 Jahren noch Niele Toronis Pinselabdrücke Nr. 50 alle 30 cm interessieren? Oder Daniel Burens 8,7 cm breite Streifen?
Selbstverständlich musste auch das vor dem Konzept erworbene Sammelsurium, das ähnlich einer Bad Bank in der »Sammlung disponibel« zusammen gefasst ist, abgestoßen werden. Das gelang mit ziemlichem Erfolg z.B. mit Sigmar Polke, Keith Haring, Penck, Beuys und Beyrle. Viele junge Wilde oder Berliner können nur noch unter deutlichem Substanzverlust die Sammlung verlassen.
Um der Sammlung ein spezifisches Profil zu geben wurde der Umfang immer enger definiert. 2015 auf Kunst nach 1960, 2017 auf Europa. Dieser Selektion fielen Dan Flavin, Kenneth Noland und Max Cole schweren Herzens zum Opfer, zumal gerade mit Letzterer eine persönliche Beziehung bestand.
Die Sammlung umfasst im Jahre 2020 ca. 600 Arbeiten, davon 400 im Bereich der favorisierten Konkreten Kunst und angrenzenden Gebieten. Davon etwa 300 Leinwände, der Rest Plastik, Skulptur und Zeichnung, wenig Grafik.
Obwohl ihr Standort inzwischen von Berlin nach Brandenburg wechselte, wird weiter Berlin angegeben, denn dort entstand sie und dort befindet sie sich überwiegend im Depot. Sie dort heraus zu holen und der Öffentlichkeit zugänglich zu machen ist ein permanentes, begehrtes Ziel.